Justizanstalt Klagenfurt/Außenstelle Rottenstein – Landwirtschaft, Geschichte und Gemeinschaft
Die Außenstelle Rottenstein liegt in St. Georgen am Längsee, etwa 25 Kilometer von der Hauptanstalt in Klagenfurt entfernt, und bietet Platz für rund 50 bis 60 Insassen, die für den Strafvollzug in gelockerter Form geeignet sind. Neben der Land- und Forstwirtschaft, Viehhaltung, Gärtnerei und der Möglichkeit des Freigangs zu externen Unternehmen bietet die Außenstelle therapeutische Angebote und sozialpädagogische Maßnahmen.
Die Außenstelle Rottenstein der Justizanstalt Klagenfurt blickt auf eine vielseitige und bewegte Geschichte zurück. Ursprünglich wurde die Ökonomie Rottenstein zwischen 1870 und 1880 als Meierhof von Schloss Rottenstein errichtet. Als Meierhof bezeichnet man historisch ein landwirtschaftliches Gehöft, in dem der Verwalter – der Meier – im Dienst einer adeligen oder geistlichen Herrschaft tätig war.
Seit 1953 dient die historische Anlage als Außenstelle für das gerichtliche Gefangenenhaus Klagenfurt. 1991 wurde das gesamte Areal vom Bund übernommen und anschließend bis 1995 umfassend generalsaniert.


Die denkmalgeschützte Liegenschaft der Außenstelle Rottenstein umfasst mehrere historisch wertvolle Gebäude. Dazu zählen unter anderem das Verwaltungsgebäude, das Zellenhaus sowie das Freigängerhaus, das ursprünglich als Wasch- und Heizhaus genutzt wurde. Ein besonderer historischer Wert kommt dem Rinderstall zu, der bereits im Jahr 1962 von einem Brand betroffen war. Außerdem befinden sich auf dem Gelände ein Schweinemaststall mit eigenem Futterlager und einer Mühle, ein Gebäude mit Werkstätten und Garagen sowie integrierter Hackschnitzelheizung, ein weiteres separates Futterlager und das sogenannte Sommerhaus, das ursprünglich als Eiskeller diente.
Vielfältige Landwirtschaft

Die Außenstelle Rottenstein bewirtschaftet insgesamt etwa 55 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche sowie weitere 15 Hektar Wald. Die Flächen werden vielfältig genutzt – neben Ackerflächen, Mähwiesen und Dauerweiden werden verschiedene Gemüsesorten wie Salat, Tomaten, Wurzelgemüse, Zucchini, Gurken und Kraut angebaut. Zudem werden Getreide, Mais und Kartoffeln kultiviert.
Ein wesentlicher Bestandteil ist die Milchviehwirtschaft. Die bevorzugte Rinderrasse ist das Braunvieh. Aktuell besteht der Viehbestand aus etwa 15 Milchkühen, 11 weiblichen Jungtieren sowie 7 Maststieren. Die jährliche Milchproduktion liegt zwischen 80.000 und 90.000 Litern. Rund ein Drittel dieser Milch wird zur Versorgung der Insassen in der Justizanstalt Klagenfurt sowie der Außenstelle Rottenstein verwendet; die restliche Milch wird an regionale Molkereien verkauft.
Zusätzlich betreibt die Außenstelle eine Schweinemast mit 30 bis maximal 70 Tieren, die nach erfolgreicher Mast an Schlachtbetriebe verkauft werden. Seit 2021 ergänzt die Haltung von rund 100 Legehennen die Eigenversorgung mit jährlich 10.000 bis 15.000 Hühnereiern. 2024 wurde außerdem erstmals eine Masthühnerzucht mit 400 Tieren gestartet. Eine Erweiterung dieser Aktivitäten ist bereits geplant.
Vollzug in gelockerter Form
Die Entscheidung über die Einteilung für den weiteren Vollzug im landwirtschaftlichen Betrieb der Außenstelle oder im Freigängerhaus wird durch ein Fachteam vorbereitet. Grundvoraussetzung hierfür ist die Eignung der Insassen für den Strafvollzug in gelockerter Form im Sinne des § 126 StVG. Das Team muss überzeugt sein, dass die gewährten Lockerungen von den jeweiligen Strafgefangenen nicht missbraucht werden. Zur Vermeidung eines solchen Missbrauchs kann eine elektronische Aufsicht gemäß § 126 Abs. 5 StVG eingesetzt werden Im Rahmen der Entwöhnungs- und Akzeptanzbehandlung der Justizanstalt Klagenfurt kommt der Außenstelle Rottenstein in der dritten und letzten Phase der Behandlung – der sogenannten Stabilisierungs- und Erprobungsphase – eine wichtige Bedeutung zu. In dieser Phase erhalten die Insassen die Möglichkeit, entweder in die Außenstelle Rottenstein oder ins Freigängerhaus eingegliedert zu werden, um dort ihre erreichten Behandlungserfolge im Alltag zu festigen und praktisch zu erproben.
Die Hafträume werden morgens geöffnet, bleiben tagsüber offen und werden abends wieder verschlossen. Zwischen Aufschluss und Einschluss gehen die Insassen ihrer Beschäftigung im Betrieb oder bei externen Unternehmen nach. Diese Tätigkeiten erfolgen auch außerhalb der Einrichtung ohne permanente Bewachung. Ziel ist es, dass die Gefangenen mit Unterstützung unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen lernen, eigenverantwortlich einen geregelten Tagesablauf zu führen.
Gemeinschaft und Engagement in Krisenzeiten

Eine besondere Herausforderung stellte am 10. Dezember 2024 ein dramatischer Stallbrand dar. Dank des raschen und professionellen Handelns der Justizwachebeamten, insbesondere der Bezirksinspektoren UNTERLAß und. MAIER, konnten alle Tiere rechtzeitig gerettet und weitere Schäden verhindert werden. Maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat dabei auch die effiziente Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte – Polizei, elf regionaler Feuerwehren sowie örtlicher Landwirte. Die Einsatzkräfte bewältigten gemeinsam die komplexe Aufgabe, eine Wasserversorgung über eine Strecke von knapp 800 Metern sicherzustellen, und brachten so den Brand schnell unter Kontrolle. Das bemerkenswerte Krisenmanagement ermöglichte die sichere Unterbringung der Milchkühe bei einem benachbarten Landwirt und eine rasche Einleitung der Wiederaufbauarbeiten. Zu den ersten Maßnahmen zählten die Sicherung beschädigter Gebäudeteile, die Wiederherstellung der Stromversorgung und die Errichtung provisorischer Schutzdächer.
Das außergewöhnliche Engagement der Mitarbeiter unterstreicht eindrucksvoll die starke Gemeinschaft und Solidarität innerhalb des Betriebes.
Die Außenstelle Rottenstein ist somit nicht nur ein Ort erfolgreicher Landwirtschaft und historischer Tradition, sondern zugleich ein bemerkenswertes Beispiel für Zusammenhalt, Professionalität und Gemeinschaftssinn, insbesondere in herausfordernden Zeiten.
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